Ariel Scharon: Der israelische Bulldozer

Ariel_Sharon_HeadshotFür die Befürworter eines palästinensischen Staates war es so etwas wie der Staatsfeind Nummer Eins. Im Jom-Kippur-Krieg überschritt er auf eigene Faust den Suez-Kanal, während der zweiten Intifade schlug er den Palästinenseraufstand mit eiserner Faust nieder. Drei Absätze über Ariel Scharon

Ariel Scharon wurde am 26. Februar 1928 als Sohn osteuropäischer Einwanderer in der Siedlung Kfar Malal nordöstlich von Tel Aviv geboren. Als Kind galt er als Einzelgänger, eine Charaktereigenschaft, die er nie ablegte und maßgeblich seine Politik mitbestimmte. Schon als Jugendlicher kämpfte er gegen arabische Gruppen, die sein Dorf angriffen, im israelischen Unabhängigkeitskrieg gegen Ägypten, Libanon, Irak, Syrien und Jordanien sowie  gegen palästinensisch-arabische Milizen kämpfte er zwischen 1947 und 1949 als Infanterist und wurde schwer verwundet. Als Kommandeur einer Panzerdivision triumphierte er in Kämpfen auf der Sinai-Halbinsel. Im Jom-Kippur-Krieg ignorierte er die Befehle seiner Vorgesetzten und überschritt auf eigene Faust den Suez-Kanal.

Im Jahr 1973 zog es ihn schließlich in die Politik. Zuerst als Abgeordneter der Knesset (das israelische Parlament), dann als Landwirtschaftsminister der Likud-Regierung, bald als Verteidigungsminister Israels. Im Kampf gegen die PLO setzte sich Scharon 1982 über das Kabinett hinweg, baute eigenständig seinen Operationsradius aus und positionierte seine Truppen bald schon um Beirut. Unter den Augen der Israelis schlachtete eine mit Israel verbündete libanesische Miliz bald darauf Flüchtlinge in den Lagern Sabra und Schatila ein. Scharon ließ seine Soldaten nicht eingreifen, was in Israel zu Massendemonstrationen gegen Scharon und in den israelischen Medien zu einem Aufschrei gegen Scharon führte. Als Verteidigungsminister musste er zurücktreten. Seiner politischen Karriere tat das keinen Abbruch. Als Minister für Wohnbau und Infrastruktur trieb er die Siedlungspolitik Israels in den Neunzigern aggressiv voran.

Im Zuge der zweiten Intifada (Aufstand gegen die israelische Besatzung) wurde er mit 62 Prozent der Stimmen zum israelischen Premierminister. Das israelische Volk enttäuscht er nicht – und schlug den Aufstand auf das Härteste nieder. Dabei war er mit einem Besuch auf dem Tempelberg zuvor maßgeblich an der Empörung und späteren Gewalt der Palästinenser beteiligt. 2005 die Wende: Scharon ordnete den Rückzug aus dem Gaza-Streifen an, weil er die Siedlungspolitik im Westjordanland als weit wichtiger ansah, und etwa 8000 Israelis mussten ihre Siedlungen räumen: gegen den Protest seiner Partei. Bei den eigenen Anhängern erneut in Ungnade gefallen gründete er kurzum seine eigene Partei, die Kadim. Nach einigen Schlaganfällen, Gehirnblutungen und Notoperationen fiel er im Januar 2006 ins Koma und wachte nicht mehr auf. Scharon, der sich die Spitznamen „israelischer Cäsar“ und „der Bulldozer“ erarbeitet hatte, starb im Januar 2014 im Alter von 85 Jahren in Jerusalem.

Bildquelle: commons.wikimedia.org / Helene C. Stikkel (CC-BY-SA)

Ein Kommentar zu “Ariel Scharon: Der israelische Bulldozer

  1. […] Langer, kürzlich ist Ariel Scharon gestorben. In Israel feiern ihn die einen als Kriegshelden, die anderen nennen ihn „Den […]

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